Ehinger Museumsgesellschafter erradeln Idyllen und Kleinode
17 Teilnehmer starteten am ersten Septembersonntag morgens um 10 Uhr zu einer kunstgeschichtlichen Radtour. Nach dem ersten Anstieg sprach Johannes Lang über die Geschichte der beiden städtischen Pachthöfe auf dem Stoffelberg, dem Ziegelhof mit 50 ha und dem Jägerhof mit 30 ha.

Vorbei an der inzwischen geschlossenen Annakapelle aus spitalischer Zeit erreichte die Gruppe nach dem 2. Anstieg die Stoffelbergkapelle mit dem Geleitstein. Dann aber ging´s hinunter nach Altsteußlingen in Richtung Dächingen, wo an der neuen Kapelle „Maria am Wege“ Pfarrer Otto Glökler nach einem Feldgottesdienst gerade den Schlusssegen spendete, auch den Radfahrern.
Bei der Riedkapelle hörten die Teilnehmer von der Verehrung der „Maria im Wochenbett“, einer Figur vom 14. Jahrhundert, im Vergleich zur „Schmerzhaften Mutter“ aus dem 17. Jahrhundert in der Dächinger Dorfkirche.
Warum gibt es in Altsteußlingen ein Franzosenbad? Diese Frage wurde bei der Vesperpause bei dem Naturidyll beantwortet.
Franzosenbad in Altsteußlingen

Mit dieser Stärkung schafften die Teilnehmer den 3. Anstieg hinauf zur Friedenslinde an der „langen Linie“, ehe es hinunter nach Mühlen zum „Mühlener Dom“ ging. Dort wurde die Madonna am Altarbild mit der Madonna vom Ostchor der Liebfrauenkirche verglichen.
In der Schlechtenfelder Schutzengelkapelle erzählte Lang die Geschichte einer seltenen Josefsfigur mit einem beschirmenden Mantel und dem Jesuskind darunter. Der Bildhauer Georg Gebhart aus Kirchen ist der Schöpfer dieser Figur. Dessen Geburtshaus, die Obere Mühle in Kirchen, die das Kloster Zwiefalten 1689 bauen ließ, war ein weiteres Ziel. Zuvor wurde bei der einstigen Turmburg, dem „Bürgle“, die Geschichte des Ortes erzählt.
In Mochental gab es keine kulinarische Einkehr. Es ging um Wappen, zuerst außen am Chorbogen um die 3 württembergischen Geweihstangen und die 3 staufischen Löwen, dann am Schlossportal um das Wappen mit Mühlrad und Steg, das sich – nomen est omen – Abt Stegmüller errichten ließ. Das Ökonomiegebäude im Ostflügel ließ Abt Johann IV Lager 1568 erbauen. Am Chorbogen innen erinnert die Sonnenuhr daran, dass auch „dir eine letzte Stunde schlägt“. Abt Beda Sommerberger, der Vollender der Konviktskirche, ließ die Sonnenuhr 1717 anbringen. Sein Wappen zeigt eine Sonne, darunter Berge, also „Sommerberger“. Darüber klärte die Mochentaler Jungwirtin auf.
Wer weiß schon, dass an der Ostseite des Untermarchtaler Mutterhauses der Vinzentinerinnen eine Mutterkönigin mit Kind vom Ehinger Maler, Ehrenbürger und Namensgeber eines Weges, dem Hans Kolb, stammt? Auf der Innenseite zeigt der Wappenstein das Baujahr 1573 des Schlosses und ein weiterer Stein, dass 1842 ein Freiherr von Speth mit seiner Frau, der Prinzessin Theresa von Oettingen-Wallerstein, das Schloss neu gestaltet hatte. Der Speth´sche Hof in Ehingen, auch Untermarchtaler Hof genannt, heute Galerie, hatte mit diesen Freiherrenfamilien von Speth zu tun.
Nach diesem Besichtigungshalt führte die Tour in sportlichem Tempo immer an den Donau entlang durch Munderkingen und Rottenacker nach Berg. Volkersheim und Kirchbierlingen als weitere Ziele wurden gestrichen. Es war 16 Uhr und 50 km lagen hinter den Radlern. Alle waren unfallfrei angekommen. Eine Frau schaffte die Tour ohne Motor. Sie hatte sogar noch Interesse, das Gelände der einstigen Grafen von Berg bei der St. Ulrichskapelle zu umrunden. Eine Hälfte der Teilnehmer stillte dann Durst und Hunger in der Adler Brauereiwirtschaft, die andere Hälfte hatte weitere private Vorhaben.
Ausstellungsstück Galerie Schrade - Schloß Mochental

Kloster Untermarchtal
Text: Johannes Lang
Bilder: Norbert Stültgens