Von 1930 bis 1937, sieben Jahre lang, war sie in England als Hausdame tätig. Als ihre Mutter starb, musste Hilda ihre Zelte in England abbrechen und zu Hause helfen. Als ihr Vater 1941 starb und 1944 der Bruder in Russland vermisst wurde, übernahm die „Becke“ den kleinen Laden in der Hauptstraße. Anfangs stand sie noch selber in der Backstube, später schaffte sie das nicht mehr und bezog von anderen Bäckereien ihre Waren, die sie dann anbot. Älteren Ehingern ist ihre Hinterstube noch in Erinnerung, dort konnte man eine einzelne Zigarette kaufen und auch gleich paffen. Noch in den 1970er Jahren verkaufte sie die Zigaretten einzeln, sicher als einziges Geschäft in Ehingen. Auch Süßigkeiten bot die „Becke“ an, „Ziggerla“ und Schokolade, Waffelbruch und Mohrenköpfe. 1977 schloss der kleine Laden — von vielen Ehingern, ob Jung oder Alt‚ schmerzlich vermisst.
Die „Schmucker-Becke“ war eine Institution in Ehingen, viele Anekdoten und Anekdötchen über sie sind im Umlauf. Sicher ist, dass sie nie ein Blatt vor den Mund nahm und „denen da oben“ ab und zu gehörig auf ihre Art den Marsch blies. Ob’s um die Ringstraße ging oder den Marktplatz, sie meldete sich immer zu Wort. Zu Weihnachten zeichnete sie die ihrer Meinung nach verdienten Ehinger immer mit dem „Springerles Orden“ aus. Selbstgebacken selbstverständlich.
Eine andere Anekdote von der „Schmucker-Becke“ ist von ihrem Neffen Rolf Rothmund überliefert: Als die „Becke“ Anfang der 197oer Jahre zur sonntäglichen Einkehr in der „Sonne“ in Ehingen saß, trug sie einen eleganten Hut, aus ihrem geliebten England einst mitgebracht. Wegen der auffälligen Aufmachung des Hutes, der wie ein Vogelnest aussah, unterhielten sich am Nebentisch „junge Spunte“, wohl Gymnasiasten, in ziemlich despektierlicher Art und Weise in Englisch über die Dame neben ihnen. Sie hofften wohl, dass die Person, über die sie so lange und ausführlich tratschten, dieses Idiom nicht verstand. Die „Becke“ ließ sie schwätzen und beendete ihr Mittagessen. Dann stand sie auf, nahm ihren Stockregenschirm von der Garderobe und zeigte in Richtung der jugendlichen Schwätzer. Sie verabschiedete sich dann in lupenreinem Englisch von den verdatterten Gästen und anschließend brachte sie das Ganze noch im besten schwäbischen Dialekt vor, so dass die sonstigen Gäste in der gut gefüllten Gaststätte alle wussten, was da abgegangen war. Jedenfalls sollen die Jugendlichen nicht mehr sonntags in der „Sonne“ gesehen worden sein, die „Schmucker-Becke“ aber sehr wohl. Ja, so war sie halt.
Mit 73 Jahren erlitt sie einen Herzinfarkt, kam ins Krankenhaus, wo dann auch das Personal vom Temperament der Hilda Schmucker ein Lied singen konnte. Nach einem Schlaganfall wurde die lebhafte Ehingerin pflegebedürftig und verstarb 1992.
Bäckerei Schmucker heute